Wenn man Filme aus dem Genre Thriller oder Mystery dreht, braucht man oft ungewöhnliche Drehorte. Besonders mit einem niedrigen Budget muss man quasi furchtlos sein, wenn es darum geht, diese Orte zu finden und zu nutzen. Während gruselige Orte den Schauspielern sicherlich helfen, sich in die Welt hineinzuversetzen, in der sie spielen, muss der Filmemacher immer einen kühlen Kopf behalten, egal was passiert.
Ein tolles Beispiel dafür war der Dreh zu einem Kurzfilm mit dem Titel TIED (‚Verbunden‘), eine kurze Szenenübung im ‚Regieworkshop II‘ an der UCLA Extension. Meine liebe Freundin und Kamerafrau Halyna Hutchins erzählte mir von einem Heizkeller einer Wohnanlage in einem eher heruntergekommenen Teil von Hollywoode Er passte perfekt zu den Film, den ich mir vorstellte. Mit Genehmigung der Hausmeisterin schlichen wir uns also des Nachts in das Gebäude, um unser Equipment aufzubauen.
Obwohl der Raum zunächst ziemlich eng und klaustrophobisch wirkte, konnten wir sogar einen kleinen Jib Arm Kran unterbringen, der uns für die bewegten Einstellungen zugute kam. Während dem Aufbau fanden wir Überreste von einer Zeit, als der Raum zu lagerungszwecken diente: alte Bücher und VHS-Kassetten, Kinderspielzeug, alte Fernseher, Malutensilien und vieles mehr. Als wir anfingen umzuräumen, fiel mir ein leeres Terrarium auf dem Boden auf. Doch halt, was war das in der Ecke? Das Skelett von einem Tier – ein Hamster vielleicht? Dieser Ort wurde allmählich unheimlich. Aber wir ließen uns nicht beirren.
Was zuerst wie ein winziger Raum wirkte, wurde bald ein gemütliches kleines Set – bis meine Crew es sah. Eine fette RATTE, die auf den Kabeln an der Wand entlang und über unseren Köpfen an uns vorbei balancierte. Ich hätte es wissen sollen… das gruselige Skelett, dass ich gesehen hatte, ergab plötzlich Sinn. Ich war so beschäftigt mit der nächsten Einstellung und dem nächsten Kamerawinkel, dass ich wundersamer Weise die Ratte verpasst habe und ignorierte es mit kühlem Kopf.
Als wir grade den Kran für die nächste Einstellung einrichteten, ertönte plötzlich ein schrilles Geräusch, das sich anhörte, als käme es aus der Wand direkt neben uns. Meine Kamerafrau sprang von dem Tisch, an den sie sich gelehnt hatte und stieß fast ihr samtes Equipment um. Ich sah nur die erschrockenen Gesichter der Schauspieler und hielt aus Reflex die Kamera und den Jib Arm direkt neben mir fest. Wieder keine Ahnung, was geschehen war.
Sie dachte es war die Ratte. Das zugegeben sehr seltsame Geräusch, vermutlich von einer Katze, die im Keller ihr unwesen trieb, hatte meine Kamerafrau erschreckt. Es stellte sich heraus, dass sie eine wahnsinnige Angst vor Ratten hat, ne tolle Sache wenn man plant, in einem dunklen und gruseligen Keller in einer Großstadt zu drehen!
Der kleine Unruhestifter bescherte uns nochmal einen kurzen Besuch und wer kann es ihm übel nehmen… In seinen Augen hätten wir Hollywood-Geschichte schreiben können. Wer weiß, ob de Ratte vorher jemals einen Filmdreh gesehen hat? Sie wurde auf jeden Fall zum running gag auf unserem kleinen Set und gab mir eine tolle Gelegenheit, der Darbietung unserer Schauspieler ein bisschen mehr Schrecken zu verleihen. Rückblickend bin ich davonn überzeugt, dass es unser Team enger zusammengeschweißt hat, weil wir uns gegenseitig gegen den Nagerfeind den Rücken freigehalten haben!
Das Ergebnis unseres Abenteuers könnt ihr nun hier sehen.