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Freiheit beim Drehen – ‘Ars Vivendi’ und das 4K Handy
November 1, 2015 In Allgemein

In Zeiten, in der Technologien sich scheinbar mit Lichtgeschwindigkeit weiterentwickeln, sind neue Erfindungen immer sehr inspirierend und interessant auszuprobieren. Als ich von einem Wettbewerb hörte, der von Qualcomm und dem San Diego Film Festival organisiert ist und bei dem es darum geht, einen 4-minütigen Kurzfilm auf einem Motorola Droid Turbo Handy in 4K zu drehen, musste ich mich bewerben! Ein paar Wochen später hielt ich also dieses brandneue Stück Technik in meinen kleinen Händen, mit seinem schönen und flachen Design. Es versprach 48 Stunden Akkulaufzeit und viel Speicher (32GB), verglichen mit meinem derzeitigen iPhone 4S. Es klang perfekt um kurze Projekte für Social Media und vielleicht auch Kurzfilme zu drehen.
Von dem Tag an, an dem ich das Handy erhielt bis zur Abgabe hatten wir 3 Wochen Zeit. Ich hatte schon im Vorfeld ein Drehbuch geschrieben, meine Darsteller und die Crew zusammen und Proben gehabt. Jetzt wo das Handy da war, mussten wir den wichtigsten Schritt machen: Testen. Wie reagiert das Handy auf grelles Licht oder wenig Licht, welche Einstellungen liefern die beste Qualität, wie ist der Workflow mit speziellen Apps, Schnittsoftware, Formaten, Effekten und Korrekturen? Als der Kameramann Edward ‚Eddie‘ Salerno Jr. und ich alles klar gemacht hatten, konnte ich es kaum erwarten, den Film in die Tat umzusetzen.
Der geplante erste Drehtag aber musste leider verschoben werden, weil unsere Hauptdarstellerin und Choreografin Juliette Irons verletzt war nach Proben für ein anderes Projekt. Das hieß, wir mussten den Dreh um eine Woche verschieben, damit sie sich schonen kann. Die Vorfreude juckte mich nun gewaltig in den Fingern. Wir nutzten die Zeit, um die Choreografien nochmal zu probe und zu perfektionieren, kauften zusätzliche Accessoires um aus dem Handy das maximale rausholen zu können und probten so viel wie wir konnten, um Zeit beim Dreh zu sparen.
Der erste Drehtag war nun also 5 Tage vor Abgabe. Aber wir waren entschlossen, es zu schaffen und so gut wie möglich. Unsere Hauptdarstellerin Juliette hat sich sehr reingehängt und zwei volle Tage getanzt, trotz Angeschlagenheit und hat ihr Bestes gegeben, so wie wir alle in unserem kleinen Team, das aus mir als Produzentin und Regisseurin, Eddie als Kameramann, Make-Up Artist Jax Moreno und zwei weiteren Tänzern, Zach Paul Brown und Stephanie Smith bestand.
Um unseren Kurzfilm attraktiver zu gestalten, hatte ich mir ein paar Gadgets zugelegt, um den Workflow mit dem Handy einfacher zu gestalten. Abgesehen von der obligatorischen Schutzhülle (Dreh draußen im Freien) und einer entspiegelten Schutzfolie (Dreh in der grellen Sonne), gönnte ich mir noch ein günstiges ‚CamRah‘ Objektivset. Die Objektive sind einfach an der Kamera durch einen Clip zu befestigen, daher war es perfekt für unsere flexible Art zu drehen, wie zum Beispiel der Tänzerin zu folgen oder auf engem Raum unter der Decke im Bett zu filmen.
Aber weil das Makroobjektiv eine so begrenzte Reichweite hatte und das Weitwinkelobjektiv und Fischauge so eine entfernte Reichweite, brauchten wir eine andere kreative Lösung für Close-Ups, um eine schönere Tiefenunschärfe zu bekommen. Die Droid Turbo Kamera hat eine sagenhaft offene Blende von f 2.0, aber das war uns nicht genug, weil wir eine noch intimere Atmosphäre kreiren wollten mit einem noch unschärferen Hintergrund. Also kaufte ich eine Lupe im Dollar Store, die uns sehr geholfen hat, die gewollte Stimmung zu erzeugen, einfach indem wir die Lupe vor die Kamera hielten. Manchmal muss man kreativ werden, um zu bekommen, was mal will!
Unserem Kameramann Eddie hatte auch einige kreative Ideen. Er hatte kürzlich einen Gimbal Stabilisierer gekauft, in den das Telefon grade so rein passte (eigentlich für eine GoPro gedacht). Das half uns sehr mit den bewegten Aufnahmen, die den Tänzern folgten. Das blieb unser einziges Stück Luxusequipment – als die Batterie des Gimbals aufgab, während wir draußen im Wald drehten, setzte er impromptu die ‚Eddie-Cam‘ ein, indem er ein leichtes Stativ unter dem Kopf hielt und sich selbst balancieren ließ, während er sich fortbewegte. Das funktionierte erstaunlich gut. Für unseren Topshot über dem Bett bauten wir ein ‚Mega-Stativ‘, das zuvor erwähntes Stativ an ein Lichtstativ gebunden und somit verlängert war. Um die Kamera zu starten und die Einstellungen festzulegen, stand Eddie auf einer Leiter und benutzte einen Spiegel, um das Display zu sehen. Clever!
Nach Abschluss der Dreharbeiten ging es direkt in den Schnitt, der sich als sehr Zeitaufwändig herausstellte wegen der großen 4K Dateien. Wir hatten das schon geahnt in unseren Tests, aber das war nicht zu ändern. Was wir nicht vorhergesehen hatten, war dass Premiere Pro die Korrektur-Ebenen auf den großen 4K Dateien nicht gut verarbeiten konnte. Das Ergebnis war ein störendes Flackern nach dem Ausspielen, das den Film komplett unbrauchbar machte. Die Zeit war knapp, deswegen verbrachte ich Tag und Nacht, um eine komplett neue Farbkorrektur in Speedgrade vorzunehmen, meinem neuen Lieblingsprogramm von Adobe. Es hat einen starken rendering engine, der Premiere Pro sozusagen die Arbeit abnahm und dabei viel genauer arbeitet, als die Effekte in Premiere. Mit Speedgrade sind wir nicht nur das Flackern los geworden, sondern haben auch generell eine viel bessere Farbkorrektur bekommen. Wie es oft heißt, jede Hürde beim Filmdreh ist eine Chance, den Film besser zu machen! Und das war sehr wahr für all die Stolpersteine, die uns in den Weg kamen.

Drehen auf einem Smartphone macht Spaß, weil es sehr flexibel ist, aber weil es ein Handy ist und nicht eine Kamera, die zum Filmen konzipiert ist, bietet sie ein paar Nachteile. Wir mussten eine App finden, die die Belichtung festlegt, sodass sie sich nicht bei sich veränderndem Licht anpasst und obwohl wir überall im Internet suchten, konnten wir keine App finden, die den Autofokus im Gerät stoppt. Es war also ein bisschen wie ein Ratespiel, wo der Focus grade liegt und so brauchte es oft mehrere Versuche, einen Clip zu bekommen, in dem die Kamera nicht mittendrin sichtbar nach fokussiert. Das wiederum verbrauchte sehr viel Speicherplatz. Bis wir die Einstellungen bereit hatten, verging oft einige Zeit nach starten der Kamera, die fertigen Clips waren also doppelt bis dreifach so lang wie die eigentliche Performance. Wir konnten also nicht wirklich von dem vielen Speicherplatz im Telefon profitieren und mussten oft Dateien mit einer langsamen USB 2.0 Verbindung verschieben, weil das Telefon noch nicht für USB 3.0 ausgelegt ist.
Zusammenfassend gesagt ist die Brillanz und Flexibilität des Handys unfassbar, die 4K Qualität ungesehen und der starke Qualcomm Snapdragon Prozessor hat meinen Computer mit dem flüssigen Abspielen der gedrehten Clips in den Schatten gestellt – aber wenn man aus diesem Telefon für einen Kurzfilm das beste herausholen will, muss man viel mehr Zeit einplanen, als man mit einer Filmkamera brauchen würde. Am Ende überwiegen die Vorteile den Nachteilen, würde ich sagen, denn das größte Kapital der Studenten ist genau: Zeit. Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis und immer noch erstaunt über die 4K Qualität, die das Telefon bietet. Zum Glück darf ich das Telefon behalten, denn es wird bestimmt noch mehr Gelegenheiten geben, den Workflow zu perfektionieren und die Grenzen dieser tollen Entwicklung weiter auszutesten.

Am Ende haben wir es in die Auswahl der drei besten Filme geschafft! Der Film hatte seine Premiere bei einem VIP Event des San Diego Film Festivals in 4K in einem Kino in der Nähe von San Diego, vor Vertretern der Filmindustrie, wie zum Beispiel der Vizepräsidentin der Produzentengewerkschaft, einem Produzenten von Paramount, einem bekannten Filmkritiker und anderen.

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