„BOOTCAMP“ („Trainingslager“) – so heißt unser erster Dreh am AFI. Und es verdient seinen Namen, weil es sich anfühlt, als wird man in die Filmset-Wildnis geworfen, wo man sich am Catering-Tisch seinen Lieblings-Energieriegel erkämpfen muss und lernt, wie man mit einer Gruppe zusammenarbeitet, um den Tag zu überleben. Nicht zu vergessen die AFI Dozenten und Mitarbeiten, die aus dem Gebüsch auftauchen und dich mit der Einhaltung korrekter Setabläufe aufschrecken. Wie überlebt man also erfolgreich dieses Trainingslager? Was lernt man dabei?
Im Grunde wurde uns die Aufgabe gegeben, eine Szene von Kieslowski’s Dekalog umzusetzen. Es gab eine Menge Zuckerl in unserem Überlebenspaket vom AFI: Ein von unseren fabelhaften Szenenbildnern eigens für unsere Zwecke gebautes Set, die Möglichkeit, Schauspieler aus dem SAG Conservatory Book zu casten, all das Equipment, das wir brauchen (oder zumindest was die Fakultät denkt sollte uns ausreichen), eine Crew aus unseren Komilitonen und zuletzt: Früchte und Wasserflaschen. Eine der wichtigsten Voraussetzungen, um das beste aus diesem Paket herauszuholen ist eine angemessene Vorbereitung auf alle möglichen denkbaren Gefahren, besonders der lebensgefährliche Faktor ZEIT. Weil wir nur 4 Stunden Drehzeit bekommen, um die komplette Szene umzusetzen.
Die erste Hälfte des Tages habe ich bei einem Dreh eines anderen Teams am selben Set gearbeitet. Ich war froh, meiner Kamerafrau zu assistieren und habe mich an meine vergangenen Erfahrungen als Setrunner erinnert gefühlt, was mir sehr viel Spaß gemacht hat. Aber sobald es 3 Uhr geschlagen hat, ändert sich meine Persönlichkeit. Ich bin jetzt die Regisseurin, es ist „mein“ Set, wie es von unseren Weisen gepredigt wird. Ich wechsle von dem netten unauffälligen Mädchen, das Markierungen klebt und mit einer lustigen Klappe herumtänzelt, zu einer geachteten Anführerin, die das ganze Team unter ihrer Fuchtel hat. Zu meiner Überraschung hat der Wechsel in diese vertraute Rolle nicht länger gedauert als ein weiterer Sekundenschlag. Sobald ich verantwortlich bin, wechsle ich in Auto-Pilot-Modus, in dem ich mich auf meine Instinkte verlasse. In einem Gewimmel aus Stimmen, Equipment-Geräuschen, Fragen und Blicken.
Obwohl mich die Weisen unseres AFI Stammes vorgewarnt hatten, waren meine Kamerafrau Halyna Hutchins und ich sehr ergeizig. Wir haben all diese toll geleuchteten und aufwändig erdachten Bilder geplant, die wir am Ende auslassen mussten, weil wir nicht genug Zeit hatten. Trotzdem haben wir das grundlegendste Material und sogar ein bisschen mehr bekommen, weil wir die wichtigsten Teile der Szene kannten und zuerst gedreht haben. Das ist nicht nur eine gute Arbeitsweise für ein Überlebenstraining an der Filmhochschule, sondern eine allgemeingültige Herangehensweise, bevor man anfängt zu Drehen. Mit all der Unterstützung meiner AFI Familie habe ich es geschafft, sechs verschiedene Kamerapositionen in dieser kurzen Zeit abzudecken – meist One-Takes. Das war nur mit der fast schon urzeitlichen Motivation meines Teams möglich, die versucht haben, das beste herauszuholen was geht. Und das gilt besonders für unsere One-Take Schauspieler! Ich freue mich schon, in den Schnitt zu gehen und umso mehr, die Versionen der anderen Regisseure mit derselben Aufgabe zu sehen!!
Auf dem Bild von links nach rechts: Kelly Fallon (Szenenbild), Daniel Gentile (Script /Continuity), Christina Dow (Produktion), Marshall Caswell (Darsteller), Eva Merz (Regie), Daniel Jay (Darsteller) – Lieben Dank an Ari Davidson (Licht), der das Bild gemacht hat!
2 Comments
Theresa Stadelmaier
Liebe eva,
Es freut mich mega, dass es so gut läuft!!wow, wir sind gespannt weiterlesen und drücken die Daumen, die Stadelmaiers!
eva
Danke!! =)