Erfolg in Hollywood hängt nicht nur von Lob und Anerkennung ab, sondern auch vom Scheitern. Besonders in einem subjektiven Medium wie Film weiß man nie, wo es hingeht: rauf oder runter. Es ist wichtig, dass man sich nicht entmutigen lässt, egal was passiert. Denn wenn man sich selbst treu bleibt und ehrlich mit seiner Arbeit ist, wird man sein Publikum und seinen Verbreitungsweg finden. Der Punkt, an dem man den Zuschauer verliert, ist wenn man seine eigene Stimme verliert, weil man sich zu sehr anstrengt oder versucht, es dem Publikum recht zu machen. Das ist die wertvollste Lektion, die ich in meinem ersten Jahr am AFI gelernt habe.
Am AFI simulieren wir Test-Screenings in einem Kurs, der sich „Narrative Workshop“ nennt. Diese Unterrichtseinheit ist unser Schwerpunkt im Studium, zweimal die Woche. Wir zeigen unsere Cycle Films vor der ganzen Klasse, mit allen Disziplinen und der Fakultät als Zuschauer. Meine Filme vor einem Publikum zu zeigen ist das Nervenzehrendste, aber zugleich das Erhebendste, das ich mir vorstellen kann. Aber was danach kommt, ist einfach nur grausam: Man sitzt mit seinem Team auf der Bühne und darf kein Wort sagen. Es ist eine Übung in Zuhören, wenn die Klasse den Film diskutiert und kritisiert. Es wird moderiert von Film und Fernsehproduzenten von außerhalb und gibt uns damit einen Eindruck von der Situation in der Arbeitswelt. Die Kritik ist jedoch meistens viel härter, weil es natürlich viel Konkurrenz zwischen Studenten gibt und wir alle ermutigt werden, so ehrlich wie möglich zu sein. Das gibt uns Filmemachern am Ende die besten Chancen, mit unserem nächsten Projekt zu wachsen.
Die meisten, wenn nicht sogar alle großen und erfolgreichen Hollywood Stars hatten keine geraden Weg – daran wurde ich erinnert, als ich am Ende des Jahres in der vom AFI veranstalteten Gala zu Ehren von Jane Fonda’s Lebenswerk im berühmten DOlby Theatre saß (siehe Bild). Dort sprachen große Stars wie Sandra Bullock, Meryl Streep, Michael Douglas und Sally Field, um ein paar zu nennen, und jeder Redner betonte seine Dankbarkeit gegenüber der Ermutigung, die Jane ihnen gab in Zeiten, in denen sie Schwierigkeiten hatten im Beruf. Es war unglaublich inspirierend, diese Stars auf der Bühne strahlen zu sehen, die das Publikum mit ihrer Ehrlichkeit über Zweifel und Scheitern tief bewegten. Das wichtigste, was ich in den heiligen Hallen der Oscars gelernt habe, ist niemals aufzugeben. Es stimmt, dass Regisseure immer nur so gut sind, wie ihr letzter Film. Das heißt aber auch: jedes Projekt ist eine neue Gelegenheit, zu glänzen!
Mein erstes Jahr am AFI war ein steiniger Weg, mit Höhen und Tiefen, aber ich nahm die Achterbahnfahrt mit Aufregung und Ausdauer, um gut am Ziel anzukommen. Ich ließ mich zwar von Kritik in Narrative Workshop niederschlagen und wurde schwer krank für ein paar Monate, aber ich zweifelte nicht an meinen Fähigkeiten und dem Lernprozess. Ich bin besonders stolz, dass ich trotz der Schwierigkeiten alle drei Cycle Films vollendet habe. Am Ende des ersten Jahres habe ich aber eingesehen, dass AFI nicht gänzlich das richtige für mich ist und habe mich nach anderen Programmen umgeschaut. Ich möchte auf die Signale meines Körpers hören und es etwas langsamer angehen lassen. AFI ist ohne Zweifel die beste Filmhochschule der Welt, aber auch die Härteste. Weil Kurse, Projekte, Hausaufgaben, Vorbereitung und Drehs 7 Tage die Woche und bis zu 14 Stunden am Tag einnehmen, nimmt es schnell Fahrt auf, sodass man leicht sich selbst verliert.
Ich hatte einige Momente der Selbstzweifel dieses Jahr, aber es war immer vermischt mit Vorfreude auf den nächsten Schritt, das nächste Projekt, die nächste Chance, zu beweisen, dass ich den Titel ‚Regisseur‘ verdiene. Ich habe ein gutes Regie Zertifikat Programm an der UCLA Extension gefunden, das besser passt, weil einen langsameren Takt hat. Dort kann ich die Werkzeuge umsetzen, die ich am AFI gelernt habe, um in meiner Handschrift als Regisseur zu wachsen. Ich bin sehr traurig, das AFI zu verlassen, aber ich möchte in Zukunft wieder mit den Leuten arbeiten, mit denen ich dort eng zusammen gewachsen bin. Es war unheimlich bekräftigend, Leute zu treffen, die an mich glauben. Meine AFI Mitstudenten sind wie eine Familie für mich geworden. Ich bin sehr dankbar, dass ich die Chance bekommen habe, für ein Jahr lang von den Besten zu lernen, dank eines Stipendiums vom Direktor persönlich. Ich trete in die Fußstapfen von einigen anderen Regisseuren, zum Beispiel Darren Arnofsky, der das AFI auch nicht für beide Jahre besuchte. Ich glaube, es ist nicht wichtig, welchen Weg man geht, solange man sich seines Ziels bewusst ist und man an sich selbst glaubt!
Photo: Mit meiner fabelhaften Mitbewohnerin und Fotografin Stephanie Smith auf dem roten Teppich im Dolby Theatre, geschossen von einem Touristen.
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Mark Monheim
hey eva, respekt für deine entscheidung und diesen sehr ehrlichen bericht. ich glaube es ist wichtig selbstbewusstsein und zweifel gut auszutarieren. beides ist wichtig. manchmal muss man ohne zu zögern entscheidungen treffen und durchsetzen, manchmal ist es gut zweifel, ängste und unsicherheit zuzulassen. viel glück an der neuen schule! lg, mark