“The Fox and the Crow” – Kostümfilm De La Creme
Eine der tollsten Sachen am Filmemachen ist, dass man ALLES erschaffen kann, von dem man je geträumt hat. Man kann sogar zurück in der Zeit reisen und sich vorstellen, wie es gewesen wäre, dort zu leben. Unendliche Möglichkeiten für Geschichten! Für Cycle Three, meinen dritten und letzten Film im ersten Studienjahr, wollte ich die Chance nutzen, in Zeit UND Ort zu reisen und meinen Film im Viktorianischen England spielen zu lassen. Einige meiner Lieblingsfilme handeln dort und als ein Fan von Jane Austens Geschichten konnte ich mein erstes Jahr Filmhochschule nicht ohne einen Film in dieser Zeit enden lassen….
Jeder im Team hatte eine andere Recherchestrategie. Für die meisten von uns bedeutete es intensive Beschäftigung mit britischen Filmen, Dokumentationen und Büchern über Style, Manieren und Verhalten. Das Drehbuch wurde verfasst von der Französischen Produzentin Camille Cornuel und den beiden Amerikanischen Drehbuchautoren Matthew Marder und Drew Davis. Unser internationales Team war sehr bedacht auf historische Korrektheit, um unsere Geschichte glaubwürdig zu erzählen. Ich habe außerdem versucht, der Geschichte ein bisschen Europäischen Atem einzuhauchen, basierend auf meinen früheren Reisen nach London, als ich noch in Deutschland lebte. Ich habe außerdem jede Gelegenheit genutzt, mit meiner englischen Regie-Kollegin Catherine Taylor über die Geschichte und die Ära zu sprechen, zusätzlich zu ihrer Hilfe mit unseren Dialogen im Film. Zu Ehren ihrer Unterstützung haben wir eine der Hauptcharaktere nach ihr benannt.
Es war sehr erfrischend, in einem internationalen Team zusammen unbekanntes Territorium zu erforschen. „The Fox and The Crow“ (zu Deutsch: ‚Der Fuchs und der Rabe‘), erzählt die Geschichte von einem Gauner, der seinem eigenen Trick zum Opfer fällt: mit Schmeicheleien seine Opfer abzulenken, um Dinge zu stehlen, die er sich nicht leisten kann. Sein größtes Vorhaben bisher, ein teures Turner Gemälde zu stehlen, wird von einer attraktiven Bekannten unterbrochen, die ihre eigenen zweifelhaften Interessen verfolgt. Es ist an die französische Fabel “Le Corbeau et le Renard” by Jean de la Fontaine angelehnt, die dem Film ihren Namen leiht.
Für solch eine verrückte Idee ist das AFI der beste Ort, den man sich wünschen kann! Es befindet sich passenderweise im Herzen von Los Angeles, wo man alles findet, was man sich vorstellen kann, weil die Nachfrage nach außergewöhnlichen Orten und Dingen hier extrem hoch ist. Und die Verbindungen und der Ruf des AFI öffnen viele Türen. Zum Beispiel die der Requisitenlager von Universal und Warner Bros. Studios! Auf der Suche nach einem Viktorianischen Haus stießen wir auf das ‚Los Angeles Heritage Museum‘, eine Sammlung von Viktorianischen Häusern, die an einen Platz in Los Angeles transportiert wurden und natürlich offen für Filmcrews sind. Wir waren sogar noch überraschter, als das Museum uns zusätzlich mit voll möblierten Räumen und Kostümen ausstattete.
Eine andere schwierige Aufgabe war das Casting. In Los Angeles Schauspieler mit britischem Akzent zu finden, stellte sich als eine Herausforderung heraus, aber da es oft ein Teil der Schauspielausbildung ist, konnten wir von einem annehmbaren Pool von Schauspielern im schulinternen SAG Conservatory auswählen. Wir entschieden uns für Christy Williams, die mit einem Dialogtrainer und einem Schottischen Akzent für ihren Charakter zum Projekt kam; Andrew Scott, der einen guten englischen Akzent mit dem erforderlichen Charme für seine Rolle verbinden konnte; und Andrew Blackwood, dessen Eltern Engländer sind und daher einen sehr glaubwürdigen Dialekt inne hatte, komplettierte das Ensemble. Abgerundet durch historische Kostüme, Accessoires und intensives Styling und Make-up, unter anderem mit einem falschen Schnurrbart, war die Illusion perfekt!
In vieler Hinsicht war Cycle Three meine beste Dreherfahrung bisher. Abgesehen von der ungewöhnlichen Welt, in die wir für zwei Monate eintauchten, war es ein sehr reibungsloser Dreh, dank meines wundervollen Regieassistenten und Studien-Kollegen Christian Vogeler. Es hat einige Zeit gedauert, bis ich den Amerikanischen Drehprozess verstand und verinnerlichte, aber sobald man’s mal drin hat, funktioniert alles so viel einfacher und schneller. Ich habe leicht das Doppelte an Drehmaterial bekommen, als bei meinen ersten beiden Übungsfilmen, nur durch effektive Nutzung der Zeit am Set, zum Beispiel durch Einhaltung der Regel „Block – Rehearse – Shoot“ (zu Deutsch: ‚Stellprobe – Probe – Dreh‘) für jede einzelne Einstellung. Es war vermutlich die größte Lernerfahrung bis jetzt am AFI und der weitaus anspruchsvollste Kurzfilm, nicht zuletzt wegen der aufwändigen Recherche!
Bild: Andrew Blackwood und Andrew Scott am Set im LA Heritage Museum. Danke an Stephanie A. Smith!
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