”The Lives of Bones” – die Story als Rückgrat guter Teamarbeit
Die Dreharbeiten zu “The Lives of Bones” (= ‘Das Leben der Knochen’), meinem zweiten Cycle Film am AFI Conservatory, war eine besonders inspirierende Erfahrung wegen seinem spirituellen Inhalt. Carolyn, eine traumatisierte, schwangere Frau wird zu Miss Netty geschickt, einer alten Dame die im Wald lebt. Sie soll ihre Angst vor Gewalt und dem Tod überwinden, indem sie Netty hilft, die Knochen von Tierskeletten zusammen zu setzen. Das heißt auch, die Tiere, die ihnen Essen und Unterschlupf sichern, zu jagen und zu töten und danach über den Knochen zu singen, um ihre Seele von dem ihr erfahrenen Leid zu befreien. Carolyn muss lernen, von ihrer schrecklichen Vergangenheit loszulassen und den Kreislauf des Lebens anzunehmen.
Bei diesem Cycle-Film war ich sehr gespannt auf meine Schauspieler: Amanda C. Miller als Carolyn und Nancy Magathan als Miss Netty hatten eine tolle Chemie und eine tiefe Verbindung zur Geschichte. Das Ensemble wurde kompletiert mit unseren tollen Nebendarstellern Noshir Dalal und Sonny Valicenti! Ich arbeitete diesmal nach einem straffen Plan in der Vorbereitungsphase, sodass ich vor dem Dreh drei Tage für Proben mit meinen Schauspielern zur Verfügung haben konnte. Das stellte sich als sehr hilfreich heraus, weil unsere Drehzeit auf drei Tage begrenzt war. Ein Tag weniger als Cycle One, weil von uns erwartet wird, dass wir besser vorbereitet sind und daher am Drehtag selber schneller vorankommen. Es war toll, diese extra Probenzeit zu nutzen, um die Charaktere tiefer zu erkunden und die Beziehung zu meinen Schauspielern zu stärken. Es macht einen sehr großen Unterschied, wenn Schauspieler dem Regisseur vertrauen und sich wohlfühlen, ihre tiefsten Gefühle vor ihm und der Kamera zu zeigen. Besonders, wenn man schnell voran kommen muss, um durch den Tag zu kommen, ist es wichtig, dass die Schauspieler entsprechend vorbereitet sind. Nachdem ich eine Klasse in der „Meisner Technik“ bei meinem Regie-Dozenten Rob Spera absolviert hatte, bekam ich ein besseres Gefühl dafür, was ein Schauspieler bei seiner emotionalen Vorbereitung durchmachen muss. Deswegen hatte ich diesmal ein besseres Verständnis, wie ich sie leiten kann.
Inspiriert vom Baba Jaga-Mythos “Vasilisa prekrasnaya” (= ‚Die schöne Vasilisa‘), war Netty’s Erscheinungsbild und ihre Hütte gespickt mit symbolischen Elementen von Natur, Leben und Tod. Hühnerbeine, Einmachgläser mit matschigem und undefinierbarem Inhalt und eine lodernde Kochstelle, die die kleine Lehmhütte in mitten des Waldes erleuchtet. Dies sind die ersten Dinge, die wir in Netty’s Zuhause sehen – ein Ort ohne moderne Technik und das Surren der industrialisierten Welt. Um diese Welt, glaubwürdiger zu machen, hatten wir einen Haufen niedlicher Tiere am Set! Wir hatten zwei Hühner, die wir von ihrem Schicksal im Schlachthaus gerettet haben, die sehr ruhig und leicht zu handhaben waren. Die Naturtalente Henrietta und Abigail gackerten fröhlich auf dem falschen Gras im Studio vor sich hin. Ebenso talentiert waren unsere zwei Babyziegen, die mit einer unserer Drehbuchautorinnen, die gleichzeitig Aufseher für die Tiere am Set war, brav ihren Text geübt haben. Sie gaben eine tolle Performance mit einem originellen Zwiegespräch in Netty’s Küche! Zuletzt muss ich noch unser Kaninchen nennen, das so bemüht war, makellos auszusehen, dass es ständig das falsche Blut abgeschleckt hat (das aus Sirup und Lebensmittelfarbe bestand), um nach Sterbendem-Kaninchen-Im-Wald auszusehen. Aber wir haben ihm seine Eitelkeit durchgehen lassen, weil es so flauschig war! Es ist in Filmhochschul-Kreisen weithin bekannt, dass Waffen, Kinder und Tiere den Dreh erheblich schwerer machen – ich denke also wir hatten sehr viel Glück mit unseren haarigen Darstellern!
Netty’s wundersame Welt musste im Studio quasi aus dem Nichts erschaffen werden – etwas, mit dem ich vorher noch keine Erfahrung hatte. Ich gebe zu, es war ein bisschen angsteinflößend in der Vorbereitungsphase, nichts Handfestes zum Anschauen zu haben, außer den Entwürfen für das Set. Nichts Greifbares, durch das man hindurchgehen kann, bevor die Produktion anläuft! Aber beim Film zählt die Vorstellungskraft, deshalb wird man belohnt, wenn man seinem Team vertraut und loslassen kann, im Vertrauen, dass am Ende alles gut geht. Es war ein sehr anspruchsvolles Set, das viele helfende Hände erforderte, um in Form zu kommen, aber genau das schweißte das Team enger zusammen. Ich glaube, es ist ein gutes Zeichen wenn die gesamte Crew bis nach der letzten Klappe bleibt um das Set abzuschlagen! Es berührte mich sehr, als ich sah, dass jeder sein bestes geben wollte für die Geschichte, die ich erzählen möchte. Das Set im Team abzureißen war eine befreiende Erfahrung, all die harte Arbeit zu zerstören, aufzurollen und aufzuräumen. Ein gemeinsamer Reinigungsprozess, wie in unserem Film, als Miss Netty die Seele in den Knochen reinigt, sodass sie bereit ist, in eine höhere Ebene aufzusteigen. In unserem Fall: dem Schnitt!
Bild: Unsere tolle „Lives of Bones“-Crew!
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